SCHWENK Betonseminare 2016
Beton – robuster Baustoff für nachhaltige, dauerhafte Bauwerke

SCHWENK Betonseminare 2016

15. Februar 2016

Die SCHWENK-Betonseminare sind für viele Betonhersteller, Planer, Bauunternehmer und Behördenvertreter ein fester Termin im Kalender. Seit über 20 Jahren werden diese Veranstaltungen Ende Januar, Anfang Februar an den Standorten Heidenheim, Schweinfurt und Leipzig von über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Sie informierten sich über Veränderungen im Regelwerk, neue Entwicklungen im Bereich der Betontechnologie oder interessante Vorträge über Großprojekte. Für jeden war auch dieses Jahr wieder etwas dabei. Die entspannte Atmosphäre und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch wird von allen sehr geschätzt. Veranstalter ist das Team der Bauberatung der SCHWENK Zement KG.

Die Begrüßung und Einführung zum Betonseminar übernahm Dipl.-Ing. Thomas Spannagl, Mitglied der Geschäftsführung. Er ist seit vielen Jahren in der Zementindustrie tätig und seit Juni 2015 bei SCHWENK. Herr Spannagl berichtete über die Neuausrichtung von SCHWENK mit dem Fokus auf das Kerngeschäft Zement, Beton, Kies, Schotter und Betonpumpen. Durch die enge Verknüpfung der einzelnen Bereiche kann SCHWENK den Kunden Lösungen für alle Bauaufgaben anbieten. Stabiles Wachstum im Kerngeschäft und Investitionen in innovative und nachhaltige Technologien in den Werksstandorten der SCHWENK Zement KG sind die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft, so Spannagl.

Zu Beginn des Seminars gab Dipl.-Ing. Werner Rothenbacher, Leiter der SCHWENK Bauberatung und Moderator der Veranstaltung, einen Überblick zu dem Thema „EuGH-Urteil- Auswirkungen auf Zement und Beton“. In dem Urteil C-100/13 des europäischen Gerichtshof (EuGH) wird Deutschland vorgeworfen durch zusätzliche nationale Regelungen bei Produkten mit CE-Kennzeichen ein Handelshemmnis aufzubauen und damit den freien Warenverkehr innerhalb der EU zu behindern. Bei europäisch, harmonisierten Normen für Bauprodukte darf es keine zusätzlichen nationalen Anforderungen geben. Die Bauprodukte erhalten ein CE-Zeichen und sind in Europa frei handelbar. Deutschland hat jedoch für viele Bauprodukte zusätzliche nationale Anforderungen eingeführt, mit der Begründung, nur so das nationale Sicherheits- und Qualitätsniveau halten zu können. Diese Produkte haben dann zum CE-Zeichen zusätzlich ein Ü-Zeichen erhalten. Diese Vorgehensweise wurde von dem EuGH als Handelshemmnis gesehen und muss geändert werden. Daraus folgt, dass die Bauregelliste B Teil1, wo diese zusätzlichen nationalen Anforderungen enthalten sind, bis Oktober 2016 außer Kraft gesetzt werden muss. Viele Kritiker meinen, dass sich dies negativ auf das Qualitätsniveau der Bauprodukte auswirkt. Die Verantwortlichkeiten werden jetzt vom Hersteller auf die Bauwerksebene verlagert. Bauaufsichtliche Zulassungen sind davon ebenfalls betroffen. Aus diesem Grund hat SCHWENK vorsorglich für alle bauaufsichtlichen Zulassungen für Zemente die Verlängerung bis 2020 beantragt. Dadurch haben die Anwender eine Verwendungssicherheit für die Bauprodukte für die kommen-den Jahre. Die spannende Frage bleibt jedoch, wie durch die Novellierung der Musterbauordnung die entstehenden Lücken im Normensystem geschlossen werden. Fazit: Künftig muss die Mitarbeit am europäischen Normungsprozess von allen Interessenverbänden verstärkt erfolgen. Nur so wird sichergestellt, dass die nationalen Anforderungen in europäischen Normen einfließen.

Danach folgte an allen 3 Standorten ein Thema zur Betontechnologie. Die Bauberater Dipl.-Ing. Heiko Zimmermann in Heidenheim, Dipl.-Ing. Wolfgang Hemrich in Schweinfurt und Dipl.-Ing. Roland Mellwitz in Leipzig hatten über „Robuste Betone in Theorie und Praxis“ berichtet. Dabei wird die Robustheit eines Betons von vielen Faktoren beeinflusst. Für den Betonhersteller gilt es diese zu kennen. Nur so hat er das Werkzeug und die Möglichkeiten diese gezielt sicherzustellen. Seit Einführung der neuen Betonnorm EN 206-1/DIN 1045-2 werden vermehrt Betone mit höheren Festigkeitsklassen und geringeren Wassergehalten verwendet. Die neue Zusatzmitteltechnologie auf Basis PCE macht dies auch möglich. Zudem bestimmen immer mehr wirtschaftliche Zwänge die Betonzusammensetzung. Betone weisen deshalb häufig einen geringen Leimgehalt auf. Dies kann bei Veränderungen in den Einbaubedingungen, zum Beispiel veränderte Temperaturen, mehr Rüttelenergie oder Schwankungen im Wassergehalt zu Entmischungen im Bauteil führen. Untersuchungen von SCHWENK in den Laboren des TBR-Technologiezentrums haben bestätigt, dass Betone mit geringem Leimgehalt bei ungünstigen Bedingungen sensibel reagieren können. Ein Leimgehalt von etwa 290-300 l/m³ ist eine gute Basis für einen Beton mit robusten Eigenschaften. Da sich diese Größenordnung auch bei Untersuchungen anderer Institutionen als zielführend herausgestellt haben, wäre es denkbar diese Größenordnung in künftigen Normen zu verankern, so das Fazit der Bauberater.

Beim Betonseminar in Schweinfurt hat Dipl.-Ing. Andreas Hecke von der Autobahndirektion Nordbayern den „Neubau der Brücke Heidingsfeld“ vorgestellt. Durch das ständig zunehmende Verkehrsaufkommen, muss die inzwischen über 50 Jahre alte Brücke durch einen Neubau ersetzt werden. Wegen der exponierten Lage und der Lärmbelästigung der nahe liegenden Bebauung wurde ein Teil der neuen Strecke in einen Tunnel verlegt, bevor es auf den neuen Brückenabschnitt geht. Bei der Brücke handelt es sich um eine Stahlverbundkonstruktion mit zwei getrennten Überbauten für beide Fahrtrichtungen. Die Höhe beträgt 50 m. Die Stützweiten der 7 Felder betragen 53 bis 120 m. Die Pfeiler für den Überbau stehen auf bis zu 60 m langen Großbohrpfählen. Für die Bohrpfähle und die Brückenpfeiler wurden Zemente aus dem SCHWENK Zementwerk Karlstadt eingesetzt. Der CEM III/B 42,5 N-LH/SR verleiht den Pfeilern, bedingt durch den Hüttensand, eine schöne helle Farbe und lässt diese dadurch nicht zu massiv wirken. Die Bauarbeiten sind derzeit in vollem Gange. Hecke rechnet mit einer Fertigstellung der gesamten Maßnahme bis 2019.

Danach folgte ein Beitrag zu dem Großprojekt Stuttgart 21. Derzeit Deutschlands größte Baustelle. Ing. Andreas Rath, Technischer Projektleiter der ARGE ATCOST21 stellte das Projekt „Bahnknoten Stuttgart – ein Erfahrungsbericht am Beispiel des Fildertunnels“ vor. In seinem Vortrag hat er über den Projektstand im Stuttgarter Talkessel und die Anbindung an den neuen Durchgangsbahnhof gesprochen. Das Los ist mit 750 Millionen Euro der größte Abschnitt beim Gesamtprojekt. Dabei wird die Verbindung von der Messe/Flughafen an den Hauptbahnhof und die weitere Verbindung Richtung Untertürkheim hergestellt. Insgesamt sind etwa 30 km Tunnel zu bauen. Dafür werden ca. 1.000.000 m³ Beton verarbeitet. Für diese Mammutaufgabe wird ein leistungsfähiger Betonhersteller benötigt. Das SCHWENK Tochterunternehmen „Semper Beton“ liefert hier den Beton über 2 mobile und 3 stätionäre Betonmischanlagen. Dadurch ist eine kontinuierliche Versorgung rund um die Uhr gewährleistet. Rath stellte in seinem spannenden Beitrag die gute Zusammenarbeit mit dem Betonhersteller heraus. Gemeinsam mit der SCHWENK Bauberatung und der Semper Beton wurde das betontechnologische Konzept für die Anforderungen im Stuttgarter Baugrund mit hohen Sulfatgehalten ausgearbeitet. Für den Spritzbeton und die Innenschale wird der CEM III/A 52,5 N-HS aus dem Lieferwerk Karlstadt eingesetzt. Seit 2 Jahren läuft der Spritzbeton ohne jeglichen Ausfall, so Rath. Selbst er als Tunnelbauer mit langer Erfahrung war sehr positiv von den Eigenschaften und der Leistungsfähigkeit des Betons angetan. Es ist auch einmalig, dass ein Zement sowohl für Spritzbeton, als auch für die Innenschale eingesetzt werden kann. In Schweinfurt wurde der Beitrag von seinem Kollegen Alexander Mattle vorgetragen.

Zum Abschluss der Vormittagsveranstaltung referierte Univ.-Prof. Dr. K.-C. Thienel von der Universität der Bundeswehr in München über „Gefügedichter Leichtbeton – charakteristische Eigenschaften und Anwendungen“. Im ersten Teil hat er über die Eigenschaften und Leistungsfähigkeit von Leichtbetonen berichtet. Besonders die Wasseraufnahme der leichten Gesteinskörnungen hat großen Einfluss auf die Festigkeit und Rohdichte. Diese wird von den meisten Anwendern falsch eingeschätzt. Mit seiner Aussage, dass gefügedichter Leichtbeton auch ähnlich gute Dauerhaftigkeitseigenschaften wie Normalbeton aufweist, hat er die Teilnehmer verblüfft. Durch die Praxisbeispiele im zweiten Teil seines Vortrages hat er dies bestätigt. Nicht nur im Hochbau wird Leichtbeton verwendet. Dort zeichnet er sich durch sein geringes Gewicht und die guten Wärmedämmeigenschaften aus. Seine Beispiele reichen von Offshore-Plattformen über weitgespannte Brücken und sogar Schiffe, die schon 70 Jahre im Salzwasser überstanden haben. Beeindruckende Beispiele für die Ein-satzmöglichkeiten von Leichtbeton. Somit gab es beim anschließenden Mittagessen genügend Themen über die diskutiert werden konnte.

Traditionell bestreitet den Nachmittagsvortrag ein hervorra-gender Redner mit einem allgemeinen Thema. In Heidenheim war dies Leo Martin. Der Kriminalist und ehemalige Ex-Agent eines deutschen Nachrichtendienstes hat die „Geheimwaffen der Kommunikation“ thematisiert und mit einigen „freiwilligen“ Teilnehmern auf der Bühne beeindruckend demonstriert. Durch seine geschulte Menschenkenntnis konnte er in kürzester Zeit erkennen, ob ein Teilnehmer die Wahrheit sagt oder nicht. Sein Tipp für alle. Auf Menschen zugehen, Vertrauen aufbauen und auch in Stresssituationen nicht in die Enge treiben. In Schweinfurt war Patric Heizmann der Topspeaker mit dem Thema „Ich bin dann mal schlank“. Der Fitness- und Ernährungsexperte hat mit viel Humor den Teilnehmern einfache Regeln für ein neues Körperbewusstsein vermittelt. In seinem lebendigen Beitrag hat er vor allem die Lachmuskeln der Zuhörer strapaziert. Den Abschluss in Leipzig bildete Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer mit einem Beitrag zu seinem Buch „Digitale Demenz“. Der bekannte Hirnforscher versteht es meisterhaft komplexe Vorgänge einfach zu erklären. In seinem mit Pointen gespickten Vortrag warnt er uns davor uns zu sehr auf die digitalen Medien zu verlassen und selber nicht mehr nachzudenken und zu lernen. Offene Fragen werden nur noch „gegoogelt“. Besonders bei Kindern führt dies dazu, dass sich dies zeitlebens auf verminderte Leistungsfähigkeit auswirkt. Ein Beitrag der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wahrhaft zum Denken angeregt hat.

So konnte Werner Rothenbacher, Leiter der Bauberatung, zum Abschluss folgendes Fazit ziehen: Mit aktuellen praxisorientierten Themen, interessanten Projekten und hervorragenden Topspeakern sind die SCHWENK Betonseminare wieder ein gelungener Auftakt in das neue Jahr.

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