Betonage Probewand auf Baustelle
Die SCHWENK Anwendungstechnik informiert

Ein neues Wahrzeichen für die Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen – Neubau Museumsgebäude mit Leichtbeton-Außenwänden

2. August 2022

Die Kleinstadt Lützen bei Leipzig ging als Austragungsort für die verlustreichste Schlacht des dreißigjährigen Krieges in die Geschichtsbücher ein. Ein durch archäologische Funde im Jahr 2011 geborgenes Massengrab der im Jahr 1632 gefallenen Soldaten des dreißigjährigen Krieges wird im Mittelpunkt der Ausstellung des neuen Museumsgebäudes an der Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen stehen. Das Museum wird den Ort des Gedenkens an den bei der Schlacht von Lützen gefallenen Schwedenkönig Gustav Adolf baulich ergänzen. Im Rahmen eines Bund-Länder-Förderungsprogrammes wird das Projekt realisiert und gefördert.

Die hohe ökologische Wertigkeit und das gute Wärmedämm- und Wärmespeicherungsvermögen des Leichtbetons ohne zusätzliche Dämmplatten überzeugte schon im Rahmen der Planung durch seine ganz eigene, zeitlose Ästhetik und Effizienz. Die ausführende Firma GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH wurde mit dem Rohbau des Gebäudes Mitte 2021 beauftragt.

Der Baustart für das Projekt begann mit einer Ausführung der Bodenplatten sowie der Ortbetonwände im Untergeschoss mit einer Frischbetonverbundfolie. Zu Beginn des Bauvorhabens mussten die drückenden Wasserverhältnisse, in dem doch sehr sumpfigen Untergrund, gelöst werden. Durch zusätzliche Dränagen und Pumpensümpfe wurde die Trockenlegung der Baugrube gewährleistet. Hierbei wurden alle erdberührten Bauteile mit einer zusätzlichen Frischbetonverbundfolie (FBVF) von SIKA Deutschland GmbH eingepackt und als WU-Beton ausgeführt. Diese Arbeiten sind nur durch Spezialfirmen durchführbar, welche eine Zulassung zum Einbau der „SikaProof-A+12“ Folie haben. Hintergrund für dieses aufwändige Verfahren war die Aussage des Bodengutachtens, dass das Grund- bzw. Schichtenwasser bis 50 cm unter der Decke im Untergeschoss anstehen könne. Deshalb wurde das Bauteil zusätzlich mittels FBVF „eingepackt“.

Bild 1: Baugrube mit Untergeschoss (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Nach Vorbereitung und Bau der Kellerräume und Zwischenwände aus Normalbeton wurde mit dem Einschalen der drei 75 cm starken und max. ca. 10 m hohen Außenwände Ende 2021 begonnen. Diese sollten als gefügedichter Leichtbeton LC12/13-D1,2 in der Konsistenzklasse F4 und Expositionsklasse XC4, XF1 (Außenwände) ausgeführt werden. Es handelt sich hierbei um die beiden Flügelaußenwände Nordwest und Südost mit jeweils 68 m³ und der großen Nordostwand mit 150 m³.

Der eigentliche Schwerpunkt der Arbeiten galt der Unterkonstruktion für die verwendete Schalung. Wo auf den Außenseiten „nur“ ein Gerüst zu sehen war, musste im inneren des Bauwerkes eine komplette Traggerüstkonstruktion eingebaut werden.

Bild 2: Schalung und Tragkonstruktion (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Für die Belieferung des Betons war die SCHWENK Beton Anhalt GmbH & Co. KG mit dem Transportbetonwerk Tollwitz verantwortlich, welche die Mischanlage für die Verarbeitung von Leichtzuschlägen 2020/2021 erfolgreich umgebaut hat. Für den Leichtbeton wurde als Zement SCHWENK CEM III/A 42,5 N-LH (na) aus dem Werk Bernburg eingesetzt, da dieser sich hinsichtlich der niedrigen Hydratationswärmeentwicklung in den erhöhten Wandstärken besonders günstig auswirkt. Die weitere Zusammensetzung besteht aus LIAPOR Sand K0/2, Körnung LIAPOR F3,5 2/8-Körnung, Flugasche, Zusatzmittel und Wasser.

Um der Optik der Gebäudehülle sowie den Ansprüchen der Architekten an die Betonflächenqualität gerecht zu werden, realisierte die SCHWENK Beton Anhalt und die Fa. GLASS Ingenieurbau GmbH mit Unterstützung der LIAPOR GmbH & Co. KG zahlreiche Vorversuche sowie zwei Probewände mit diesem Beton. Bei der Betonage der Probewand wurden unterschiedliche Dreikantleisten, Trennmittel und Ausführungsmöglichkeiten getestet.

Bild 3: Betonage Probewand auf Baustelle (© SCHWENK)
Bild 4: Beurteilung der ausgeschalten Probewand (© SCHWENK)

Die erste Flügelwand wurde Ende Januar 2022 und die Flügelwand Nordost Anfang Februar betoniert. Ein stationärer Turmdrehkran und bewegbare Schüttkübel mit entsprechender Schlauchlänge brachten den Baustoff in die Schalung.

Bild 5: Betonage der Flügelwand Nordost (© SCHWENK)
Bild 6: Betonage der Flügelwand Südwest (© SCHWENK)

Die Konsistenz und die sonstigen Eigenschaften wurden regelmäßig vom Baustoffprüfer der ZERTplus Überwachungsgesellschaft mbH kontrolliert und es erfolgte ein ständiger Austausch mit dem Lieferwerk. Durch den kurzen Weg zur Baustelle konnte der Beton schnell geliefert und zeitnah eingebaut werden. Der Beton verteilte sich gut in der Schalung und wurde lagenweise mit Rüttelflaschen verdichtet. Der Abschluss der Wandoberseite wurde Schritt für Schritt im Laufe der Betonage nach oben hin zugeschalt und unterstützte so gleichzeitig die Nachbehandlung. Die große Außenwand mit 150 m³ wurde in drei Betonierabschnitte/-tage geteilt und bis Anfang März fertiggestellt.

Bild 7: Betonage Außenwand NO unten 60 m³ (© SCHWENK)
Bild 8: Betonage Außenwand NO oben 90 m³ (© SCHWENK)

Eine durchgeführte Temperaturmessung im Bauteil ergab max. 44,8 °C bei einer max. Temperaturerhöhung von 30 K. Die ausgeschalten Leichtbetonoberflächen wiesen keine Risse auf, mussten nur vereinzelt kosmetisch behandelt werden und sorgen mit der lebendigen Optik für ein angenehmes, natürliches und warmes Erscheinungsbild. Auch die Übergänge vom Normalbeton zum Leichtbeton erzeugen ein sehr interessantes Aussehen.

Bild 9+10: Ausgeschalte Wandflächen (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Das Betonieren des bis zu 25° geneigten Daches in einer Stärke von 20 cm stellte sich ebenfalls anspruchsvoll dar. Die Anforderungen an die Unterkonstruktion waren ungleich aufwändiger, da man davon ausgehen musste, dass der Frischbeton bei ungenügender Festigkeitsentwicklung die komplette Unterkonstruktion samt Schalung verschieben könnte. Hierzu wurde ein multifunktionales Traggerüst (Multiprop von PERI) bzw. Schalungsgerüst in den Höhen von 2,5 m bis 13 m verwendet.

Bild 11+12: Schalung und Tragkonstruktion den geneigten Pultdaches (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Eine speziell für dieses Projekt ausgewählte und erprobte Betonrezeptur wurde vom SCHWENK Lieferwerk Tollwitz als C30/37 XC4, XF1 in der Konsistenzklasse F2 angeliefert. Die Betonmenge umfasste 91 m³, die in fünf Abschnitten als Dachkonstruktion eingebracht wurden. Die Betonage des Ortbeton-Schrägdaches wurde mit einer 46-m-Betonpumpe und zwei Glättwalzen realisiert, wo ein herkömmliches Abziehen mit Rüttelbohlen und Vibration ungeeignet wäre. Hierbei wird die Nutzung der Gleitreibung herangezogen. Die gesondert angelieferten Walzen hatten eine Länge von 6 m und 5,25 m und konnten nur mit Handkurbeln angetrieben werden.

Bild 13+14: Ansicht und Betonage des Pultdaches (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Bild 15: Abziehen und Glätten der Dachfläche (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)
Bild 16: Luftbild der Baustelle (© GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH)

Aufgrund einer soliden Arbeitsvorbereitung von GLASS Ingenieurbau Leipzig GmbH, einer qualitätsgerechten Betonlieferung der SCHWENK Beton Anhalt GmbH & Co. KG, sowie einer orientierten Wetterprognose, waren der Beton- und Leichtbetonbau architektonisch und betontechnologisch unter der Mitwirkung aller Beteiligten mehr als gelungen.

Fotografisch begleiten ließ die Fa. GLASS die Baustelle mit fantastischen Bildern der Bauabläufe durch den Fotografen Dr. W.-J. Findeisen. Mit der endgültigen Fertigstellung und Eröffnung des Gebäudes ist voraussichtlich im 1.Quartal 2023 zurechnen. Im Rahmen der Veranstaltung des InformationsZentrum Beton GmbH (IZB) und der LIAPOR GmbH & Co. KG am 21.09.2022 in Lützen wird das Baukonzept detailliert erläutert. Die Veranstaltung schließt eine Museumsführung und Frischbetonvorführung Leichtbeton mit ein.

Vielen Dank an alle, die an diesem Projekt mitgewirkt haben!

 

Ein neues Wahrzeichen für die Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen – Neubau Museumsgebäude mit Leichtbeton-Außenwänden

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