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Beton – Baustoff für die Zukunft

Die SCHWENK Betonseminare 2017

22. Mai 2017

Für viele Betonhersteller, Bauunternehmer, Behördenvertreter, Architektur- und Ingenieurbüros sind die Ende Januar stattfindenden Betonseminare der SCHWENK Zement KG inzwischen zur traditionellen Auftaktveranstaltung für den Start in die neue Bausaison geworden. So konnten die Veranstalter der Bauberatung an den Seminarstandorten Heidenheim, Schweinfurt und Leipzig die Rekordzahl von über 900 Teilnehmern verzeichnen. Aktuelle Beiträge aus dem Bereich der Normung, Betontechnologie, neue Entwicklungen und interessante Projekte wurden von kompetenten Referenten in entspannter Atmosphäre präsentiert und luden zum regen Erfahrungsaustausch und zur Diskussionen zwischen den Teilnehmern ein. Durch das Programm führte, wie auch in den vergangenen Jahren, Werner Rothenbacher, Leiter der Bauberatung SCHWENK.

Die Begrüßung und Einführung zum Betonseminar übernahm Dr. rer. nat. Hendrik Möller, Mitglied der Geschäftsleitung der SCHWENK Zement KG. In seinem Einführungsvortrag hat er die nicht vorhersehbaren Rahmenbedingungen der Baustoffindustrie mit dem Akronym „VUCA“ bezeichnet. Kernaussage hierbei: Unternehmen müssen sich künftig schneller wie bisher auf veränderte Bedingungen einstellen. Die Zukunft lässt sich kaum noch langfristig planen.
Der Begriff „VUCA“ (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) kommt aus der Führungsausbildung im militärischen Bereich. Am Beispiel der Baustoffbranche zeigt sich, dass die Versorgungssicherheit der Baustoffhersteller mit Flugasche oder Hüttensand bei weitem nicht langfristig gesichert ist. Die Rahmenbedingungen ändern sich permanent durch neue Gesetze oder es gibt Verschiebungen der Marktverhältnisse zum Beispiel in der Stahlindustrie. Trotz positiver Entwicklungen vor allem im Wohnungsbau, dem Motor der Bauindustrie, erschweren diese Parameter zusehends die Bedingungen. Hier ist schnelles Handeln Voraussetzung um erfolgreich agieren zu können, so Möller. Er schließt seinen Vortrag mit den Investitionen in den SCHWENK Zementwerken ab, die stark auf den Bereich Umweltschutz abzielen. So erfüllt SCHWENK schon heute die Standards von morgen.

Als ersten Fachbeitrag gab Dipl.-Ing. Werner Rothenbacher, einen Überblick zu dem Thema „EuGH-Urteil- was hat sich geändert“. Mit dem Urteil C-100/13 des europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 16.10.2014 wurde Deutschland vorgeworfen durch zusätzliche nationale Regelungen bei Produkten nach harmonisierten europäischen Normen mit CE-Kennzeichen ein Handelshemmnis aufzubauen und damit den freien Warenverkehr innerhalb der EU zu behindern. Deutschland hatte nun 2 Jahre Zeit dies zu ändern. Das Urteil war zwar nur auf 3 Produktgruppen bezogen. Trotzdem wurde dies zum Anlass genommen, alle Bauprodukte nach harmonisierten europäischen Normen, bei denen es zusätzliche nationale Regelungen gibt, neu zu regeln.
Deshalb wurde die Bauregelliste B, Teil 1 zum 16.10.2016 gestrichen. Die neuen Anforderungen sollen dann in der Musterbauordnung (MBO) gefasst werden. Dazu wurde die „Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (VV-TB)“ in Verbindung mit den „Anforderungen an bauliche Anlagen bezüglich der Auswirkungen auf Boden und Gewässer (ABuG)“ als Entwurf erarbeitet. Da sich beide Regelungen derzeit zur Notifizierung in Brüssel befinden, sind diese noch nicht anwendbar. Dies hat zur Folge, dass im Moment eine Regelungslücke besteht. In den neuen Regelungen sollen sich die Anforderungen nicht auf die Bauprodukte, sondern auf die Bauwerke oder Bauteile beziehen. Fraglich ist, ob die EU dies nicht auch wieder als Handelshemmnis sieht.
Um in der Übergangszeit lieferfähig zu bleiben, sollen die Hersteller betroffener Bauprodukte über freiwillige Herstellererklärungen die derzeit nicht geregelten Eigenschaften bestätigen. SCHWENK hat durch rechtzeitige Verlängerung aller bauaufsichtlichen Zulassungen (abz) für die Zemente die Verwendung bis 2020 gesichert. Die Eigen- und Fremdüberwachung wird wie bisher fortgeführt. Die Mitarbeit in den Europäischen Normungsgremien muss von Deutschland aus künftig verstärkt werden. Nur so gelingt es die nationalen Interessen an das hohe Qualitäts- und Schutzniveau für Deutschland in den europäischen Normen zu verankern. Das macht dann eine nationale Nachregelung überflüssig, so Rothenbacher.

Anschließend erfolgte ein Beitrag zu aktuellen und künftigen Entwicklungen bei SCHWENK. Dipl.-Ing. Thomas Neumann, Leiter Forschung und Entwicklung und Laborleiter aus dem Werk Karlstadt hat das Thema „Innovationen bei Zement und Beton – heute und morgen“ vorgestellt. Über viele Jahre erfolgreich im Einsatz sind die Produkte Fastcrete® plus und Duracrete® basic. Dabei haben die Kunden die Anwendungsbereiche teilweise unter der Mitarbeit von SCHWENK entsprechend erweitert. Der Fastcrete® plus, als Schnellzement, ist nach wie vor in der kälteren Jahreszeit oder bei kürzeren Umschlagzeiten sehr beliebt um trotzdem effizient und wirtschaftlich produzieren zu können. Je nach Anforderungen sind Abmischungen mit Normalzement möglich. Der Duracrete® basic vereint 2 wichtige Baustoffeigenschaften in einem Produkt. Die Druckfestigkeit kann bei entsprechender Rezeptur den Bereich des Ultrahochfesten Betons (UHFB) abdecken. Anwendungen sind auch im Bereich Explosionsschutz bereits ausgeführt (z.B. System Ducon®). Außerdem wird durch die hohe Dichtigkeit ein hoher Widerstand gegen jeglichen Betonangriff erreicht. Somit kann in speziellen Anwendungsfällen auf die übliche Abdichtung oder Beschichtung verzichtet werden.

SCHWENK arbeitet derzeit an einer Zulassung für ein weiteres Spezialprodukt namens Duracrete® GP. Durch Verwendung dieses Spezialbindemittels können säurewiderstandsfähige Betone hergestellt werden. Erste Versuche zeigen ein deutlich verbessertes Verhalten gegenüber Säureangriff im Vergleich zu üblichen XA2-Betonen. Erste Praxistests werden derzeit durchgeführt und bestätigen die Leistungsfähigkeit. Auch mit der Entwicklung des neuen Bindemittels Celitement® ist SCHWENK ein gutes Stück voran gekommen. Durch das dichte Gefüge können auch Ultrahochfeste Betone hergestellt werden. Auch zeigen die Versuche, dass Betone mit Celitement® gute Dauerhaftigkeitseigenschaften aufweisen und nicht ausblühen. Die Entwicklung geht auch hier weiter. Wir sind noch nicht am Ende der Leistungsfähigkeit angekommen, so Thomas Neumann.

Im nachfolgenden Vortrag stand das Thema Normung und Betontechnologie im Fokus. Die Bauberater Dipl.-Ing. Heiko Zimmermann in Heidenheim, Dipl.-Ing. Wolfgang Hemrich in Schweinfurt und Dipl.-Ing. Roland Mellwitz in Leipzig hatten über „Nachbehandlung von Beton – ein notwendiges Übel?“ berichtet. Hochwertige Betone bleiben hin und wieder hinter der prognostizierten Leistungsfähigkeit zurück. Dies kann unter anderem auch an der fehlenden oder falsch durchgeführten Nachbehandlung liegen. An dem Beispiel der Oberflächenzugfestigkeit konnte dies eindrucksvoll gezeigt werden. Eine nachbehandelte Fläche hatte eine fast doppelt so hohe Haftzugfestigkeit, als die nicht nachbehandelte Fläche. Das lässt schon erahnen, wie unterschiedlich das Gefüge der Oberflächen aussieht. Die DIN 1045-3 in Verbindung mit DIN EN 13670 sieht verschiedene Möglichkeiten der Nachbehandlung vor. Welche verwendet wird, hängt von dem Bauteil und den Rahmenbedingungen ab. Die Dauer wird auch klar in dem Regelwerk definiert. Werden diese Anforderungen eingehalten, steht einem Bauteil mit langer Lebensdauer nichts im Wege. Vor allem bei Industrieböden ist das Thema Zwischennachbehandlung zu berücksichtigen. Dadurch wird die Oberfläche, die später meist eine Verschleißbeanspruchung erfährt, auch zwischen den Arbeitsschritten vor Austrocknung geschützt, um spätere Schäden zu vermeiden.An der HTWK Leipzig wurde ein Gerät zur Kapillardruckmessung entwickelt. Damit kann im oberflächennahen Bereich die Austrocknung des Betons verfolgt werden. Durch Kombination mit einer Benebelungsanlage kann somit eine sehr gezielte Nachbehandlung durchgeführt werden. Nach Ansicht der Vortragenden eine gute Methode, wenn eine Nachbehandlung speziell auf das Projekt abgestimmt, gewünscht wird. Beim Betonseminar in Leipzig hat Dipl.-Ing. André Weisner von Informationszentrum Beton (IZB) das Projekt „Neubau der Schleuse Zerben – Einsatz anspruchsvoller Betone nach aktuellen Regeln für den Verkehrswasserbau“ vorgestellt. Das Projekt ist noch Bestandteil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17. Bei den Bauteilen für ein Schleusenbauwerk handelt es sich überwiegend um massige Bauteile, bei denen vieles zu beachten ist. Neben der Begrenzung der Wärmeentwicklung soll auch die Dauerhaftigkeit und Robustheit gewährleistet werden. Oftmals sind dies konkurrierende Forderungen. Für die Betone bei der Schleuse Zerben kamen der CEM III/A 42,5 N und der CEM III/B 32,5 N-LH/SR aus dem SCHWENK Lieferwerk Bernburg zum Einsatz. Die Firma GP Papenburg hat eine Baustellenmischanlage vor Ort installiert, um die insgesamt 105000 m³ Beton zu produzieren. Während der Bauphase wurden die ad-hoc Maßnahmen der Bundesanstalt für Wasserbau BAW eingeführt. Dabei wurden alle Betonzusammensetzungen neu hinterfragt und es mussten zusätzliche und aufwendige Prüfungen durchgeführt werden. Für alle Beteiligten eine ganz neue Situation. Hier galt es gemeinsam zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer die neuen Anforderungen zu besprechen und zu bewerten.

Zum Abschluss der Vormittagsveranstaltung referierte Prof. Dr.-Ing. Thomas Freimann von der Technischen Hochschule in Nürnberg über „Kommunikation und Information: der Schlüssel zum Erfolg einer Weißen Wanne!“. Ein Trend ist heute zu verzeichnen, dass Räume in Untergeschossen immer häufiger hochwertig genutzt werden. Die WU-Richtlinie gibt hierzu viele Hinweise zu Planung und Ausführung für diese Bauwerke. Dabei ist den Beteiligten oft nicht klar, welche Verantwortlichkeiten bei welcher Partei liegen. Auch die Koordination und Kommunikation untereinander läuft häufig schief. Streitigkeiten und vor allem Ausführungsfehler auf der Baustelle sind oft die Folge davon. Die Koordination obliegt dem Objektplaner. Am Anfang der Planung muss klar sein, welcher Entwurfsgrundsatz gewählt wird. Daraus ergeben sich dann viele Abhängigkeiten für die weiteren Verantwortlichen. An praktischen Beispielen zeigt Prof. Freimann, dass Kommunikation und Information koordiniert werden müssen. Nur so wird vermieden, dass zu viele Infos falsch laufen und dazu führen, dass Fehler passieren. Regelmäßige Baubesprechungen mit den wichtigsten Beteiligten in Verbindung mit der Verwendung von Checklisten können hier unterstützen. Beim anschließenden Mittagessen hatten alle Beteiligten genügend Zeit sich zu stärken und die Vormittagsvorträge untereinander und mit den Referenten zu diskutieren.

Auch schon Tradition ist, dass zu den Nachmittagsvorträgen ein hervorragender Redner eingeladen wird, der über ein allgemeines Thema weit weg von Zement und Beton referiert. In Heidenheim unterhielt der Topspeaker Patric Heizmann zum Thema „Essen erlaubt“. Der Fitness- und Ernährungsexperte hat mit viel Humor den Teilnehmern einfache Regeln für ein neues Körperbewusstsein vermittelt. In seinem lebendigen Beitrag wurden vor allem die Lachmuskeln der Zuhörer strapaziert und mit alten Vorurteilen zum Thema Ernährung aufgeräumt. In Schweinfurt thematisierte der Kriminalist und ehemalige Ex-Agent eines deutschen Nachrichtendienstes Leo Martin die „Geheimwaffen der Kommunikation“ und demonstrierte diese beeindruckend mit einigen „freiwilligen“ Teilnehmern auf der Bühne. Durch seine geschulte Menschenkenntnis konnte er in kürzester Zeit erkennen, ob ein Teilnehmer die Wahrheit sagt oder nicht. Sein Tipp für alle. Auf Menschen zugehen, Vertrauen aufbauen und sich auch in Stresssituationen nicht in die Enge treiben lassen.

Den Abschluss in Leipzig bildete Marc Gassert mit dem Beitrag „Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten“. Der Kommunikationsforscher hat lange in fernöstlichen Kulturen gelebt und dort verschiedene Kampfkünste von Großmeistern erlernt. In seinem Beitrag zeigt er auf eindrucksvolle Weise, wie man sich Ziele definiert, den Weg dorthin auch durchhält und den inneren Schweinehund besiegt. Mit spannenden Übungen auf der Bühne wurde demonstriert, was durch Konzentration alles möglich ist.
Das Fazit: Mit aktuellen Trendthemen, praxisrelevanten Fachvorträgen und hervorragenden Referenten sind die SCHWENK Betonseminare für viele der unverzichtbare Themenstart ins neue Jahr und ein interessantes Diskussionsforum für die aktuellen Problemstellungen der Branche.

Die SCHWENK Betonseminare 2017

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